VL: Piesteritz Spitzenreiter - Sascha Zacke wechselt zu Pies
Daniel Richter, 03.06.2009
Verbandsliga: Der FC Grün-Weiß übernimmt nach dem 4:2-Erfolg über Amsdorf die Tabellenführung
Piesteritzer Volkspark-Elf erstürmt den Gipfel der Liga
Grün-Weiß Piesteritz hat mit dem Sieg über Amsdorf und durch das gleichzeitige Straucheln der Hallenser die Tabellenführung übernommen.
WITTENBERG/MZ. Fußball ist ein Drama des Unberechenbaren. Das kann der VfL Halle 96 nun bestätigen. Der ehemalige Regionalligist plant seit Wochen und Monaten die neue Saison. Für die Oberliga, versteht sich. Und nun ist - zwei Spieltage vor Schluss - der FC Grün-Weiß Piesteritz nach dem 4:2-Erfolg über Amsdorf plötzlich der Spitzenreiter. Das allerdings ist nur durch den Patzer der Hallenser möglich geworden. Und der VfL führt in Staßfurt am Freitagabend lange 1:0, bevor in den Schlusssekunden der Ausgleich doch noch fällt. "Wenn du das 2:0 nicht machst, musst du dich auch nicht wundern", sagt der Piesteritzer Trainer Uwe Ferl als Augenzeuge dieser Partie. Damit wusste sein Team: Ein Sieg am Samstag mit zwei Toren Differenz bringt die Tabellenführung.
Und es beginnt nach Wunsch: Daniel Buchholz sorgt für die schnelle Führung (4. Minute). "Nach der Ecke von Ladislav Stefke hat Luis verlängert und ich konnte per Kopf vollenden", sagt der Torschütze. Die Szene wirkt perfekt - eben wie einstudiert. "Das haben wir aber nicht trainiert", sagt der Mann aus der Abwehr. Doch im Mittelpunkt stehen zunächst die Offensivkräfte. Das bei Spielern und Fans so ersehnte 2:0 liegt mehrfach in der Luft. Nils Naujoks trifft nach sehr guter Vorarbeit von Stefke und Luis den Pfosten (25.). Danach zeigt sich Naujoks zu eigensinnig und vergibt leichtfertig eine weitere Chance (31.). Schließlich pariert Torwart Stephan Baerwald einen Stefke-Schuss (43.). Und auch der FC-Kapitän Heiko Wiesegart ist im Pech: Sein Ball springt von der Lattenunterkante ins Feld zurück (44.).
Kein Grund zur Panik: Für den wichtigen zweiten Treffer ist ja noch eine ganze Halbzeit Zeit. Doch der zweite Akt beginnt eben unberechenbar mit einem Paukenschlag. Jan Eberhardt sorgt für den überraschenden Ausgleich. Der 26-jährige Mittelfeldspieler bestraft einen Ausflug von Keeper Jan Lindemann mit einem Schuss aus großer Distanz ins verwaiste Tor (46.). Und das Entsetzen wird noch größer. Lindemann kann Mathias Fengler nur per Foul im Strafraum stoppen. Den fälligen Elfmeter verwandelt Andreas Jüttner sicher (58.). Plötzlich ist der Gast obenauf. "Hier geht was", feuert Romonta-Trainer Thomas Müller seine Elf lautstark an. Und im Volkspark erobert der Fluch vom Spitzenplatz die Gesprächsrunden. Schließlich sind die Piesteritzer an ähnlichen Situationen schon mehrfach gescheitert. "Zuletzt waren wir vor etwa vor fünf Jahren ganz vorn. Aber das war zum Anfang einer Saison. Danach haben wir den Sprung auf Platz eins nicht mehr geschafft - auch nicht bei einem Heimspiel gegen den Letzten aus Calbe", erinnert sich Wiesegart, der seine Teamkollegen in der inzwischen fast aussichtslosen Situation nach vorn treibt. Und sein Trainer sagt: "Meine Mannschaft war tot. Aber sie hat Moral bewiesen. Davor ziehe ich den Hut. Über das Spiel, das mich geärgert hat, wird aber noch zu reden sein."
Zu den Antreibern auf dem Feld zählt Stefke, und der präsentiert sich nervenstark. Er verwandelt seine Chance zum 2:2 eiskalt (64.). Die Piesteritzer sind wieder in der Partie. Naujoks hat zwei Möglichkeiten (72., 75). Doch die Uhr scheint gnadenlos gegen die Platzherren zu ticken. Wiesegart gewinnt einen Pressschlag im Strafraum, sein Ball wird aber vom Pfosten aufgehalten. Der Kapitän kann nicht nachsetzen, wird vom Keeper daran gehindert. "Der Schiedsrichter hat schon ein Foulspiel davor geahndet. Mir war das aber egal", sagt der offensichtlich Doppelt-Gefoulte. Und die Sachen vom Punkt erledigt bei den Gastgebern Stefke. Und er trifft auch dieses Mal sicher zum 3:2. (85). Er sei nicht sonderlich aufgeregt gewesen, sagt er. "Meinen letzten Elfmeter habe ich in der A-Jugend verschossen", scherzt der Mann, fügt ernst hinzu: "Im vergangenen Jahr haben wir solche Spiele noch verloren".
Die knappe Führung reicht allerdings immer noch nicht für den Wechsel an der Spitze. Doch bei den Grün-Weißen gibt jetzt es kein Halten mehr. Und dann ist ja noch über ein Comeback zu berichten. Marc Richter, nach seiner Rippenprellung wieder fit und für den verletzten Luis eingewechselt, wuchtet den Ball aus einem Strafraumgewühl heraus zum 4:2 unter die Latte (89.). Der Jubel ist riesengroß. "Wir haben unser Saisonziel erreicht", sagt Ferl. Die Medaille ist sicher. Was jetzt noch kommt, ist die Zugabe.
Derweil steht fest, dass der derzeit verletzte Dessauer 05-Stürmer Sascha Zacke zur neuen Saison zu Piesteritz wechselt. "Wir haben gute Gespräche geführt. Ich habe trotz meiner Verletzung ein faires Angebot erhalten", sagte Zacke. Der 21-jährige Stürmer hatte sich im Januar zum zweiten Mal die Achillessehne gerissen.
Piesteritz: Lindemann, Luis (44. Marc Richter), Buchholz, Heede, Gallin, Gerstmann (55. Witt), Naujoks (88. Fischer), Schüler, Klier, Wiesegart, Stefke
Quelle:MZ